Vita

Hans Peter Hauschild ist Jahrgang 1954 und erblickte als einziges Kind sudetendeutscher Kriegsflüchtlinge im hessischen Gießen/Lahn das Licht der Welt. Während des Studiums der Behindertenpädagogik an der Justus-Liebig-Universität gründete er in dieser Stadt einen Freizeitverein für Geistigbehinderte und "Nichtbehinderte" mit dem Ziel, soziale Grenzen namens Behinderung zu verlernen. Schon bald entstand daraus eine gemischte Kommune, die sich vom Zeitgeist der 70er durch ihre enge Anbindung an eine katholische Kirchengemeinde unterschied. Das Projekt überzeugte, so dass der Caritasverband Gießen ein weiteres Haus mit dem nämlichen Konzept unter Hauschilds Leitung einrichtete. Doch der Bischof von Mainz wollte nicht akzeptieren, dass Hauschild (inzwischen Ehemann und Vater einer Tochter) in aller Öffentlichkeit schwule Beziehungen pflegte. So kam es zum Bruch und zum Umzug nach Frankfurt/Main. Hauschilds 80er Jahre waren ganz der AIDS-Hilfe gewidmet, zunächst als Geschäftsführer der Frankfurter, schließlich als Bundesvorstand der Deutschen AIDS-Hilfe. Als HIV-positiver Fachmann entwickelte er in Anlehnung an public-health-Programme der WHO das Konzept der "Strukturellen Prävention", das in der deutschen AIDS-Bewegung (im Unterschied zum Ausland) die Betroffenen in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit AIDS stellte; auch hier mit dem Ziel, soziale Grenzen, diesmal namens HIV/AIDS, zu verlernen. Die 90er Jahre brachten Hauschild qua Bundesvorstand der DAH und auf den Wogen der Lüste nach Berlin. Kohl erzwang den Asylkompromiss und Hauschild wandte sich den illegalisierten Flüchtlingen zu. Im Unterschied zum Thema AIDS bot sich dafür erneut ein kirchlicher Kontext an, denn die katholische Friedensbewegung Pax Christi betreibt in Berlin eine Beratungsstelle für humanitäre Härtefälle ohne z.B. Huren, Junkies, Straftäter etc. von der Hilfe zu einem legalen Aufenthalt auszuschließen. Auch hier verfolgte Hauschild das Ziel, soziale Grenzen, diesmal solche kultureller Fremdheit, zu verlernen. Mitte der 90er wurde der HIV-positive Serostatus zum Vollbild AIDS. Hauschild wurde verrentet und promovierte an der philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität. Als Kulturwissenschaftler unterrichtet er heute dort (je nach Gesundheitszustand) und schreibt im übrigen Bücher und Artikel, was leichter mit der Krankheit vereinbar ist, als helfendes bzw. politisches Engagement. Auch hierbei geht es ihm um das Ziel, soziale Grenzen zu verlernen, aber auch vertiefter als früher darum, die Grenzen zeitgenössischer Philosophie, religiöser und lüsterner Praxis zu überbrücken und zu vermitteln. Hauschild genießt einen opulenten kirchlich-liturgischen Alltag, lebt glücklich mit Eugen, der Liebe seines Lebens, pflegt weitere innige Freundschaften intellektueller und sexueller Natur und ist darüber hinaus offen für Lüsternheiten aller Art, wo immer sie sich bieten.

Geschrieben im Oktober 2002

Informationen zur Begräbnisstätte von Hans Peter Hauschild finden sie bei: Denk mal positHIV

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